10. Dezember 2016

Tragödie

Dadurch, dass sie mit an Verzweiflung grenzender Beständigkeit versuchte, sich alle möglichen unterbewussten Bewegungsabläufe wie "gehen" oder "Zähne putzen" ins Bewusstsein zu zerren, starb sie verfrüht; weil sie


im Fallen







leider









eine Hundertstelsekunde zu lang





überlegen musste, mit welchem Arm das Abstützen wohl am erfolgversprechendsten sein würde.

6. Dezember 2016

Flickenteppich, hübscher.

Ich habe gestern und heute diesen Vortrag von Gunter Dueck [youtube.com] über die neue/jetzige Wissensgesellschaft und wonach sie [beim Menschen] verlangt gehört - und dabei kamen mir verschiedene Dinge in den Sinn:

Meine Eltern und ich wohnten in einem am Rand gelegenen Stadtteil von Oldenburg. Wenn wir in die Stadt gefahren sind, haben wir das meist mit dem Auto gemacht und etwa 15-20 Minuten gebraucht. Als etwa 9jährige hab ich dann meiner Mutter vorgeschlagen, für unsere Straße einen Schaukasten/eine Pinnwand aufzustellen, in der man anschlagen kann, wenn man schon weiß, wann man in die Stadt fährt. Und wie viele Plätze man im Auto frei hat.


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Ungefähr in der 7. Klasse bemerkte und äußerte ich, dass ich gar nicht weiß, wie lernen eigentlich geht - bzw. wie ICH denn bloß gut lerne. Weil ich es in den ersten sechs Schuljahren nicht wirklich nötig hatte und es einem in der Schule auch tatsächlich nicht beigebracht wurde.

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Etwa in der 9. Klasse stand ich immer zweimal die Woche in der großen Pause in der [ehrenamtlich von SchülerInnen und LehrerInnen organisierten] Schulcafeteria und verkaufte Brötchen und Kaffee. Ich konnte also selbst nichts essen in der Zeit. Mein Schulbrot aß ich also fast das gesamte Halbjahr unauffällig im ersten Teil des Deutschunterrichts, direkt in der Stunde danach. In den letzten Wochen bekam ich plötzlich einen riesen Anschiss von der Lehrerin, was ich mir denn einbilden würde, zu essen etc. pp. Ich habe sie zuerst während des Anschisses vor der ganzen Klasse davon überzeugt, nach der Stunde allein mit mir darüber zu sprechen und dabei dann auch davon, dass ich den Rest des Schuljahres in Ruhe zu Beginn der Stunde still und leise mein Brot essen durfte.
*
"Ich organisiere lieber, als dass ich arbeite." Diesen Satz sprach ich mit Anfang 20 zu dem Sozialtyp in der Psychosozialberatung der Uni. Er lachte laut schallend und ich verstand es damals nicht. Und er dann: "Ist organisieren denn keine Arbeit?" - "Für mich nicht."


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In 2014 unternahm ich jeden Monat Dinge und Sachen, um herauszufinden, was ich ab 2015 beruflich machen möchte. Die Entscheidung gegen eine Ausbildung [PW auf Anfrage, wenn's mir hoffentlich wieder einfällt...] nach dem Lesen vom zugehörigen Wiki-Artikel war nur EIN Ergebnis davon, aber ein wichtiges. Bildung, nicht Ausbildung.

1. Dezember 2016

No daily routine, nirgends.

Je älter ich werde, desto selbst bewusster [sic!] werde ich. Tatsächlich fing ich ziemlich früh damit an, mich aus genau diesem Grund [und außerdem dem Bewusstwerden dieser Tatsache] auf das 30 und mehr werden zu freuen. [Uh, jetzt schreib' ich schon wieder über Alter... verdächtig, würd' ich sagen.]

Gerade neulich wieder irgendwo den Vergleich mit dem Hochhaus gelesen, wie lang unser menschliches Dasein im Bezug zur bereits vergangenen Zeit denn eigentlich nur andauert [Briefmarkenhöhe am oberen Ende vom Mega-Hochhaus], zusätzlich ja nochmal/wieder [diesmal in Buchform] in Herrndorfs Arbeit und Struktur verschossen, in dem auch die Maßband-Analogie [1cm = 1 Jahr etc.] vorkommt. Dort auch der mit Bestimmtheit formulierte Wunsch, dass jedeR mit dem Vollenden des 18. Lebensjahres einen Gentest machen können sollte, auf dessen Grundlage dann die noch ungefähr vor einer liegende Zeitspanne geschätzt werden kann. Ja, das wöllte ich bitte auch. [Herrndorf: "Eine Belastung, aber eher ein Segen."]

- [Ich glaube,] Martin Schlosser aus den Henschel-Romanen [hehe] hat in einem von denen in den Mund gelegt bekommen, dass er Schreibblockaden nicht kennt und sich auch nicht erklären kann, was das sein soll, weil es quasi immer aus ihm herausschreibt. Faszinierend und beneidenswert, so denn auch etwas Brauchbares dabei herauskommt. Das kann ja gerade bei dem nicht gut überprüft werden.

Vorsatz: Ab Montag nächster Woche gleich morgens modifiziertes Porridge im Topf und danach schreiben.

28. November 2016

Gedankliches Mäanderwandern

Und wann immer Menschen etwas sagen, das zu was-auch-immer
Verständnis signalisiert [vermutlich signalisieren soll]: dieses plötzliche Aufbegehren
in mir drin, diese gestärkte holländische Halskrause in mattweißem Öl aus dem 15. Jahrhundert, dieser aufgestellte Echsenlederkragen, dieses innerliche Gift bereitstellen.
Reflexhaft und nervig, aber immer öfter da.

Ist das dann jetzt die 2. weit-vor-Midlife-Crisis?
Obwohl, könnte ja auch die richtige
ordentliche, die echte, sein,
70 wäre ja nun SO jung auch nicht. [OMG!]

Um ordentliche Wortspiele und gefällige Sätze
zu [er]finden, braucht eine Worte und Spiele, denk' ich mir -
und hatte nämlich viel zu lange beides nicht. Lesen von guten Sätzen hilft ebenfalls,
und das Sprechen von entspannten echten Gesprächen. - Na los, jetzt auf Krampf
noch einen Satz für die Sanduhrform.

27. November 2016

Aktuelles

Ich habe soeben meinen Austritt aus dem Orchester und dem Vorstand per eMail verkündet. Aus der Küche kommt bereits umamischer Pizzaduft ins Wohnzimmer zum Sofa gewabert, auf dem Tisch stehen noch die Plätzchen vom Eltern-Adventskaffee. Trotz Heizung ist es arschkalt hier. - Hab ich diese eMail jetzt echt abgeschickt?! Ja; zum Glück.

23. November 2016

Mitten aus dem Leben.

Wenn es an allen Ecken ständig brennt,
ist nicht die Welt verrückt - sondern du hast
ein grottenschlechtes Zeitmanagement.

[oder bist bei der Feuerwehr]

19. November 2016

Die Wahl und ich

Meine erste Reaktion auf die Neuigkeit, dass Trump Präsident geworden ist, war rein physischer Natur: Mir sind sofort die Tränen gekommen und mein Hals hat sich zugeschnürt. Es hat sich angefühlt, wie sich vermutlich ein Schlag in den Solarplexus anfühlen mag. Leider war die Situation eine sehr unpassende, denn am 10.11. um kurz vor 9 war ich beruflich auf einer Messe und erfuhr die unangenehme Tatsache auf unserem Stand aus einem Nebensatz in einem Gespräch zwischen KollegInnen. Ich stammelte noch "Entschuldigt mich, ich muss mich mal kurz sammeln...", wanderte ein paar Minuten mit schlierigen Augen durch unsere Halle und mantra-te [wiki] dabei innerlich in einer Tour "Weinen ist jetzt wirklich nicht sinnvoll!" vor mich hin.

Bis heute kommen mir, wenn ich über das ganze nachdenke, häufig die Tränen - und ich kann immer noch nicht ganz fassen, was genau es ist, das mich ganz persönlich dabei so sehr aus der Bahn wirft. In erster Linie ist es vermutlich die moralische Aussage, die dahinter steht, wenn eine Mehrheit eines derartig weltpolitisch bedeutsamen Landes sich für jemanden wie Trump entscheidet. Einen, der völlig sorglos mit der Wahrheit umgeht. Einen, der, egal zu welchem Thema eine auch recherchiert, fast nur aus Schießwunden in seinem eigenen Knie durch seine eigene Waffe ausgeführt zu bestehen scheint.

An der Spitze der USA nun [bald] ein Mensch, der, wenn man ihn ernst nimmt, rassistisch, frauenfeindlich, generell xenophob und in eigentlich allen Belangen mindestens unpassend ignorant ist, oder der, wenn man ihn eben nicht ernst nimmt und entschuldigt, offensichtlich nur sehr selten genau weiß, was er heute meint oder gestern gesagt hat oder morgen sagen will - und man ihn daher eigentlich nicht respektieren oder ernst nehmen kann, was dann schon eine Tautologie ist und --ich hör ja schon auf. "Liebes Kind, dieser Mann ist unser Präsident, der trägt das höchste Amt im Staat. Du darfst nicht heute dies und morgen etwas anderes sagen, aber bei ihm finden wir das in Ordnung!"

Ich weiß wirklich nicht, was davon nun schlimmer ist; oder ob nicht doch das schlimmste die Tatsache ist, dass so wenig AmerikanerInnen wählen gingen wie noch nie. Oder, dass jetzt so gut wie alle mir zu erklären versuchen, dass ich wirklich keine Angst haben muss, weil der Demokratie-Wall um die Politiksphäre der USA eben mit Sicherheit hoch und breit genug sei, als dass Trump so bald [in <4 Jahren] darin nicht allzu tiefe Furchen wühlen können werde. Ich glaube das nicht.

Es ist so tragisch, dass Clinton tatsächlich in [Volks-] Stimmen mehr Wähler auf sich vereinen konnte als Trump. Und dass sie bei dieser Wahl mehr [Volks-] Stimmen auf sich vereint hat als jeder vorige US-Präsident mit Ausnahme von Obama.

PS: "Kann ich das wirklich machen?" Ja. Mein Leben. Mein Blog. Meine Regeln. Meins.

27. August 2016

Lesen und Schreiben und ich.

Zuerst wurde mir vorgelesen. Mindestens jeden Abend am Bett vor dem Schlafen, oft aus der Kinderbibel, genau dieser hier [amazon.de] [ein Hoch auf das Internet, immer noch und immer wieder, aber dazu komm' ich später]. Gelesen hat witzigerweise in meiner Erinnerung meist Mama, obwohl sie für sich selbst überhaupt keine Leseratte ist. Damals hießen Absätze bei mir Büschel, das Wort hab ich wohl allein erfunden - "Nicht aufhören, Mama - nur noch  e i n e n  Büschel!!1" [Und ja, die eins am Ende hab ich mitgesprochen damals!].

Schon vor der Schule hab ich dann angefangen zu lesen. Nein, eher zu buchstabieren. Laut. Alles, woran ich vorüberkam. Und damit trieb ich meine Mutter beim Autofahren vom Rücksitz aus dann genauso in den Wahnsinn wie die fünf oder vielmehr wohl so drei, vier Jahre vorher schon mit dem Fragefeuer ab dem Augenaufschlagen jeden Morgen. [Danke, Mama, dass du das ausgehalten hast!]

Ab und zu war ich aus mir unbekannten Gründen [vermutlich Betreuungsschwierigkeiten] kurz bei ihr mit auf der Arbeit, da entdeckte ich dann, also auch noch vor der Einschulung, so ein orange-gelb-durchsichtiges Lineal, in dem vorgestanzte Buchstaben und Zahlen zum Schreibenlernen einluden. Luden, haha!! Und so krakelte ich das ABC in Pseudo-Architektenschrift auf Schmierpapier der Versicherung, bei der meine Mutter damals arbeitete. Wer braucht diese gelben Dinger eigentlich in echt, also beim Arbeiten? Weiß man da schon was genaues?!

Die meisten Inhalte der ersten Schuljahre hab ich nicht mehr abgespeichert, die sind weg. Wie ich dann also "richtig" lesen und schreiben gelernt habe... keine Ahnung. Gefühlt konnte ich das irgendwie einfach, und alle anderen eher nicht [zumindest, was betontes und überhaupt korrektes Lesen anging].

Erst mit 9 [!] entdeckte ich die Schulbibliothek!!1tausendeinhundertundelf Ab diesem Moment ging's richtig los, ich holte mir den Ausweis und las bestimmt jeden Tag zwischen drei und fünf Stunden, mit rundem Rücken in die Wandecke am Kopfende meines Bettes geknautscht. Meine Mutter beobachtete mit besorgtem Blick am Fenster das Kind auf dem schwankenden Rad mit den Taschen voller Bücher am Lenker und im Korb, das jede Woche zur Bibliothek eierte und erkundigte sich beim Kinderarzt, ob soviel Lesen gesundheitsschädlich sei, aber er beruhigte sie [zum Glück!]: Schließlich spielte ich trotzdem auch mit anderen Kindern! Herrliche Zeiten. Ich fräste mich durch alles, was ich finden konnte, den gesamten Kinder- und Jugendbuchbereich, bis ich 12 war - dann hatte ich fertig. Ich kannte alles, was es dort für mein Alter gab.

Weil ich mich mit der nur 10-15 Jahre älteren neuen Bibliothekarin Frau Jobst [die da heute noch arbeitet, mittlerweile als Leiterin! Ich hab sie letztes Jahr dort getroffen, sie schenkte mir ein Buch! <3] gut verstand, legte sie mir alles, was neu kam und mir gefallen könnte, zurück. Meinem Lesehunger genügte das aber natürlich nicht. Also verhandelte ich und durfte, nach Unterschrift meiner Eltern auf einem formularähnlichen Blatt, endlich den Erwachsenenbereich entern, der ansonsten erst ab 16 zu haben war.

Wolfgang Hohlbein! Steven King! Barbara Cartland [oh, ja...]! Ich las sie alle. Nebenbei hatte ich natürlich auch schon sämtliche Reader's Digest-Bände mit je 3-4 [gekürzten!, wie ich erst mit Anfang 20 kapierte!] Romanen aus dem Wohnzimmerschrank meiner Eltern durchgeackert. Und seitdem ich 10 war Tagebuch geführt. Ich besitze über 20, glaube ich - ja, Tagebücher, die mit Postkarten und Bildern und Fotos und Eintrittskarten und Briefen und Freundschaftsbändern als Belegen [m]eines ausgefüllten Lebens derart angereichert wurden, dass sie noch heute dauerhaft im Winkel von 45 Grad offenstehen.

Mit ca. 15 ritt mich dann der Teufel: Ich bat meine Eltern, einen 10-Finger-Schreibkurs machen zu dürfen. [WTF, in der Tat.] Der dauerte insgesamt 1,5 Jahre, fand wöchentlich unter Ausnahme der Schulferien statt und ermöglicht mir bis heute ein Tippen mit um die 300 Anschläge pro Minute, wenn es sein muss. So! praktisch! für quasi alles. [Danke, Eltern!]

Heute [~seit ein paar Jahren] schreibe ich so wenig wie schon lange nicht in meinem Leben, lese aber immerhin seit ein paar Wochen wieder wie eine Verrückte. [Bücher-!] Lesen hat mir gefehlt, das ist mir viel zu spät aufgefallen. [Wer mich bezüglich gelesener Bücher stalken will, kann das hier bei Goodreads machen - aber bitte unter Berücksichtigung der Legende zum Stern-Bewertungsschema!] Bücher nicht zu Ende lesen müssen hilft mir in letzter Zeit sehr, u.a. der Durchhalte-Wunsch hatte meine Leselust in den letzten Jahren nämlich komplett verebben lassen.

Schreiben [i.e. mich differenziert und hoffentlich auch pointiert ausdrücken] fehlt mir genauso; nicht nur, aber auch aus diesem Grund geht's jetzt wieder los hier. Enjoy.

PS: Um noch kurz auf's Internet zu kommen: Es eröffnete mir durch eMails Briefverkehr = Gedankenaustausch mit noch mehr Menschen gleichzeitig, weil es sich durch die enorme Geschwindigkeit des Versendens und Erhaltens fast schon wie telefonieren anfühlte. Natürlich druckte ich alles immer aus und legte es in meine Tagebücher!!1

17. Juni 2016

Frauen heute in Deutschland

Ich besuchte heute als Vertreterin eines Firmensponsors eine Preisverleihung im Rahmen eines Dauer-Förderprojektes für Grundschulkinder mit dem sinngemäßem Inhalt "Kinder für Technik interessieren". Das folgende sind nur zwei kleine Szenen vom heutigen Vormittag, nicht repräsentativ [oder gerade deshalb repräsentativ], weil ich sonst überhaupt nichts mit Dritt- oder Viertklässlern zu tun habe.

Ein anderer, männlicher Firmenvertreter, ca. Mitte Fünfzig, Typ polternder Norddeutsche, erzählt, ohne dass es interessiert, mir und meiner Kollegin von seinem Unternehmen, das besonders familienfreundlich sei.

Mitte-Fünfzig-Typ: "Die Frauen können sogar ihre KINDER mit ins Büro bringen!"
Ich: "Auch die Männer, oder nicht?", mit einem Zwinkern.
MFT: "Ja, klar, die auch, hehe! Danke, dass Sie sofort auch die Gleichberechtigung der Männer im Blick haben!" *schulterklopf
Ich: "Nee, mir ging es dabei um die Frauen, aber das verstehen Sie offensichtlich nicht."

Leider, wirklich leider, habe ich das letzte nur gedacht. Ich bedauere das sehr - Schande über mich und Asche auf mein Haupt. - Aber mal im Ernst, wie kann man DAS denn SCHON WIEDER ausschließlich auf sich selbst beziehen?!

Später erzählte mir dann eine Lehrerin, dass eins ihrer Teams aus 4 Viertklässlerinnen besteht. Eine von denen hatte während der Bearbeitung der aktuellen Aufgabe Sorge:
"Hoffentlich gewinnen wir auch was, wir sind ja nur Mädchen..."
Sie haben übrigens den 2. Platz von sieben gemacht und bei weitem am besten präsentiert.

Ach-ach-ach.

21. Mai 2016

Inge Jens: Langsames Entschwinden

Es geht um Demenz und was sie in den Bezugspersonen von Betroffenen auslösen kann.

Inge Jens' Mann Walter Jens, mit dem sie zusammen mehrere Bestseller um die Geschichte[n] der Manns [wiki] veröffentlicht hat, litt lange Jahre unter Demenz. Er wurde von seiner Frau [und anderen] bis zum Ende zu Hause gepflegt und versorgt. Was das bedeutet, hat Inge Jens in zahlreichen Briefen an Freunde und Bekannte zunächst eher beiläufig und auf Nachfragen hin in Worte gefasst, aber jetzt, in diesem Band gesammelt, entfalten die Sätze und Gedanken ihre ganze Wucht.

Selten hab ich so konzentrierte und wundervoll formulierte Ausführungen [zu welchem Thema auch immer] gelesen. Ein wenig wiederholt es sich, aber das widerspiegelt gut die murmeltierhaften Tageswiederholungen während des Fortschreitens einer Demenz; exakt das kenne ich gut aus meiner Arbeit in der Demenztagesstätte in KL.

"Er ist ein Mensch, und er bleibt ein Mensch - allen Einschränkungen zum Trotz, und ich lerne, was ein Mensch auch sein kann."

Ein höchst empfehlenswertes Buch für alle Menschen unter den Menschen.

22. April 2016

Andreas Wagner: Arrival of the fittest

Wie der Titel schon andeutet, geht es um Evolution, aber eben nicht nur bzw. ganz [sonst hieße es ja "Survival", ne?]. Nein, es geht hier im Kern nicht darum, wie sich Gutes durchsetzt, sondern darum, wie und warum es überhaupt erst entsteht im Pool der Möglichkeiten!

Ziemlich viel [für mich Noob relativ kompliziertes Zeug] über Enzyme und Proteine und Aminosäureketten und Peptide und Tertiär- und Sekundärstruktur und Genotypen und deren Phänotypen undsoweiterundsofort. Nichtsdestotrotz interessant, ich habe es geschafft. Ein Buch, das [ganz anders als zB Bienendemokratie von Thomas D. Seeley, das von vorn bis hinten geschmeidig und wundervoll durchläuft!] erst im Laufe der sich ein klitzekleines bisschen zu oft wiederholenden Kapitel gegen Ende dann doch sehr in Fahrt kommt.

Durchhalten lohnt, hab ich gerade gedacht [und angefangen zu tippen] - denn das Finale ist furios. Erkenntnis über Erkenntnis, jedenfalls für mich. Kurz gesagt läuft es darauf hinaus, dass die irre Komplexität des Lebendigen eine unterliegende [bibliotheksordnungsartige] Struktur quer durch alle Bereiche besitzt, die so ganz anders ist, als es menschliche Logik sich wünscht. Vernetzte Gitter oder verwobene Netze, wer weiß das schon so genau... Voll von Komplexität und [scheinbarer] Redundanz, die aber beide unbedingt notwendig sind für the one and only: Robustheit. Und ohne die sich wiederum die Pfade der Bibliothek[en] für nichts und niemanden erschließen würden. Word. [Denn, "Spoiler": die Umwelt bleibt nicht immer gleich - Robustheit ist ein must-have.]

Achso, und dass die Entstehung des Lebens eine Mischung aus Ursuppen- und Reagenzglasgeschichte gewesen sein muss, lernt man im Buch auch. Cool, oder?

PS: Das hier [instagram.com] ist ein Ausschnitt aus dem Cover-Foto, plus persönlicher Widm Anmerkung von mir. He. Hehe.

6. Februar 2016

Overload

Schnell schnell, morgens packe ich noch in Vorbereitung auf den bar zu bezahlenden Friseurtermin meine Visa-Karte ein und gehe zur Arbeit. [Seitdem ich jeden Tag 1.1km zur Arbeit laufe, bin ich meist ohne Portemonnaie unterwegs und genieße die Leichtigkeit.] Dort angekommen wird mir 6h lang der Kopf gequirlt, oder ich quirle selbst, wer weiß das schon - wegen Freitag ausnahmsweise nur bis gut 14 Uhr.

Ich breche hastend auf zum Friseurtermin, bin gerade los und schon etwas knapp dran, als mir auffällt, dass ich GAR KEIN PORTEMONNAIE mit habe und also vorher auch noch nach Hause muss, um das zu holen!1 Der Technik sei Dank rufe ich im Laufen Friseurin Sommer an und frage sie, ob ich lieber etwas zu spät, aber mit - oder pünktlich und ohne Geld kommen soll [könnte ich ja danach holen]. "Nein, lieber mit." Na, versteh' ich. Noch im Auflegen realisiere ich, dass ich [ok] nicht das Portemonnaie mit habe, aber ja DIE KARTE, so dass ich nicht nach Hause, sondern nur einen kleinen Umweg machen muss, nämlich zur dem Zielort recht nahegelegenen Bank.

Nachdem das alles erledigt ist und ich mit Geld pünktlich zur angesagten Verspätungszeit in den Salon stürme und mir die Jacke vom Leib reiße... ; entdecke ich, festgeklippt an meiner linken Jeanstasche, mein Firmenhaustelefon.


Ist wohl bisschen viel zur Zeit.

12. Januar 2016

11 Fragen an die Allgemeinheit

Frau Novemberregen fragt:
[... und siezt, obwohl wir uns mittlerweile duzen, aber weil sie ja die Allgemeinheit adressi etc. pp...]

Finden Sie, so im Schnitt, Sie haben es schwerer oder leichter als die meisten Leute, die Sie kennen?
Ich finde, ich habe es leichter. Unter anderem, weil ich so enorm pragmatisch bin [sein kann!].
 

Wann haben Sie das letzte Mal laut gelacht? 
vorhin [immer vorhin!], zusammen mit dem Mann

Worüber?
Über das seit Stunden andauernde Gebore und Gefräse und Gemeißele vom Balkon obendrüber, der gerade gemacht wird, weil da was undicht war und wir deswegen eine Wasserproblemzimmerdeckenecke haben.


Was ist für Sie aktuell das schwerwiegendste gesellschaftliche Problem?
"Das geht mich nichts an."


Was tun Sie ganz persönlich, um es einer positiven Lösung zuzuführen?
Ich versuche, möglichst viel Mitmenschlichkeit um mich herum zu vermitteln und aufzuzeigen.

Wie finden Sie die Schuhe?
Kunstfell in jeder Ausführung zieht bei mir nicht so.

Wie finden Sie Klopstock? 

Gedichte sind für mich wie Sekt, siehe unten, wobei der Champagner dort für einzelnes von Rilke und Fontane steht.
 

Wie finden Sie rosa Sekt (trocken) mit O-Saft in großen Wassergläsern? 
Sekt jedweder Couleur lehne ich ab. Wenn [und das wirklich äußerst selten, bisher zweimal!], dann ziemlich teuren Champagner.
 

Wovor hatten Sie mal Angst aber haben keine mehr?
Ich fragte soeben nach langem Überlegen den Mann, der wiederum nach kurzem Nachdenken sagte: "Du bist relativ unerschrocken, da ist es schwierig, etwas zu finden..." - ich schiebe also.
 
Wie stehen Sie zu Kaktehen? (Entschuldigung...) 
Sukkulenten sind meine Rosen. Ich mag Pflanzen ohne Blüten, insbesondere ohne bunt, daher focht es mich ein bisschen an, dass die paar Nur-Grünpflanzen, die ich letzten Sommer für den Balkon zwecks Augenberuhigung aussuchte, alle, ich wiederhole: alle in ausdrucksstarken Farben munter vor sich hin blühten.

Was wollten Sie noch sagen, alternativ: was wollten Sie noch wissen?
Im Ernst? Was die Welt im Innersten zusammenhält. Aber ich bin dran.

PS: Ich finde immer mehr zu mir, jetzt echt und ganz ohne Eso-Quatsch!! Älter werden ist geil [tut aber weh].