22. September 2009

rebhuhn im krematorium

achtung, morbid - aber informativ:
samstag abend, nach 24 uhr, rebhuhn liest andere blogs. da schreibt der bestatter tom doch tatsächlich von nem krematorium in darmstadt, das morgen, also am sonntag, tag der offenen tür hat! nix wie hin!!

ich betrete das gebäude und fühle mich zunächst wie im kindergarten - die wände sind farbig gelb gewischt, alles ist geräumig, hell und freundlich. viele leute sind da, die meisten über 55. zwei ältere damen sind anscheinend zusammen gekommen, um sich alles anzugucken und zu entscheiden, so scheint mir.

ich habe glück und erwische gerade den anfang einer führung, die vom geschäftsführer [oder leiter oder hauptmensch dort] durchgeführt wird... wie mir ein ehepaar später versicherte, seien die anderen führungen nicht so informativ und unterhaltsam gewesen. ja, unterhaltsam: die stimmung ist locker, eher von neutral bis positiv denn negativ/gedrückt.

[bild via, ist aber laut bezeichnung des bildes für tiere gedacht - auf meinen bildern sieht man mehr :D, s.u.]

die särge werden mit so einer art analog-gabelstapler [ohne fahrkabine, die dinger zum ziehen und schieben] in lang vor die öfen transportiert und dann von einer schiene reingeschoben und auf einem steinrost abgesetzt. griffe und beschläge aus metall werden vorher vom sarg abgeschraubt und entsorgt, ebenso schuhe und schmuck des verstorbenen menschen [oder letzteres wird eben gar nicht erst in den sarg gegeben, weiß man ja schließlich vorher, daß das nicht geht, ne?].

die verbrennung geht in drei stadien vonstatten, immer ein stockwerk tiefer fällt die asche. dabei ist sichergestellt, daß sich die asche eines menschen nicht mit der eines anderen vermischt, obwohl immer drei särge gleichzeitig in drei jeweils abgeschlossenen kammern übereinander 'am verbrennen' sind. dies wird durch eine komplizierte schließ- und überwachungstechnik inklusive kameras realisiert. daß am ende auch wirklich der eine bestimmte mensch in der urne enthalten ist, erkennt man an der eingravierten nummer auf dem ganz am anfang des ganzen prozesses beigefügten schamott-stein, der unter anderem auch beim pseudo-profi-brotbacken im eigenen backofen verwendung findet. :)

für mich geradezu lustigerweise enden die bei der verbrennung entstehenden gase - in sorbiten angelagert - als sondermüll in einer salinendeponie, material von ca. 20 menschen pro roter [sieht-aus-wie-atommüll-] tonne. die asche oder das, was nach der verbrennung eben übrig bleibt, ist nicht feinpudrig oder gar kleinstückig - es sind bis zu 10cm große knochenstücke und andere eher grobe aschenteile. jetzt ist auch der zeitpunkt, um künstliche hüften oder kniegelenke auszusortieren - diese enden gesammelt im restmüll.

da das, was nach der verbrennung vorliegt, noch zu groß für jede urne ist, wird es gemahlen, bis am ende ca. 1-3.5kg puderfeine asche entstanden ist. das endgewicht hängt natürlich vom lebendgewicht der person sowie dem fettgehalt des körpers ab.

so, da das rebhuhn brav alles abgelichtet hat, aber 'nichts veröffentlichen!' leider die offizielle anweisung war, gibt es bilder, sogar ziemlich coole!, inklusive einer kleinen überleitungsgeschichte auf nachfrage per mail [siehe profil]. gezippt oder als was-auch-immer. [hier kann man sich auf der offiziellen webseite des krematorium waldfrieden in darmstadt umschauen.]

danach war ich noch auf dem daneben liegenden waldfriedhof und habe geknipst, was das zeug hält. hier geschichte in bildern:



demnächst kommen nochmal ein paar spezialbilder, die ich gern in einem extra-post hätte. -- ich möchte übrigens verbrannt werden - wie sieht das bei euch aus?

ps: hier möchte ich noch kurz angeben... :D

pps: schön, daß meine eltern mit 60 [noch] so spontan sind und ihre ferienwohnung am lago maggiore am sonntag buchen, wenn sie montag losfahren wollen :D!

8 Kommentare:

  1. Ich möchte auf jeden Fall ein anonymes Grab, da gibt's ja sogenannte "Grüne Wiesen" für. Das liegt daran, dass ich jahrelang miterlebt habe, wie aufwändig und teuer Grabpflege sein kann und ich es meinen Nachkommen / meiner Famile nicht antun will, 20 Jahre lang ständig noch Geld für mich ausgeben zu müssen. Klar ist ein Grab ein Ort, an dem man trauern und Abschied nehmen kann, aber da liegen auch nur meine Überreste. Sollen sie sich lieber ein Bild von mir in die Schrankwand stellen und ab und zu noch an mich denken, das reicht mir.
    *tränchenverdrück*

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  2. Noch ein Leser von Tom.. Schöner Bericht, ist nur viiieeel zu weit weg gewesen.. Ansonsten bin ich auch für verbrennen, aber das hat hoffentlich noch Zeit..

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  3. ja, wirklich ein guter bericht, vielen dank!

    ich halte nichts von anonymen blümchenwiesen, auch wenn ich selber merke, wie anstrengend grabpflege sein kann. aber: für jemanden, den man geliebt hat, macht man das gern. außerdem entzieht man seinen hinterbliebenen mit der entscheidung, sich auf einer blümchenwiese bestatten zu lassen, einen ganz konkreten trauer-ort. das ist eine nicht unwesentliche sache. auch wenn jetzt der einwand kommen sollte, dass da eine wiese ist, auf der man trauern kann - das ist immernoch etwas völlig anderes.
    wer keine grabpflege betreiben will/kann, kann immernoch eine gärtnerei damit beauftragen. oder die friedhofsmeisterei. zudem gibt es ja auch z.b. urnengemeinschaftsanlagen, in denen mehrere leute beigesetzt werden können. wie viele richtet sich nach der größe der anlage, meistens so 4-6. diese werden dann auch von friedhofsmitarbeitern oder gärtnereien gepflegt.

    jap, ich werde, denke ich, auch verbrannt. und zu friedhöfen habe ich eine ziemlich entspannte einstellung: "unserer" liegt nur einen steinwurf von hier entfernt. ich mag friedhöfe. da ist es irgendwie immer sehr... friedlich.

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  4. @Mary
    ich bin mehr oder weniger deiner meinung, allerdings hätte ich gern an der wiese oder dem waldstück eine kennzeichnung auf z.b. ner platte, daß MEIN körper dort verteilt/vergraben wurde. da hat man dann einen konkreten anlaufspunkt, was ich schöner finde als 'nur' ein bild zu hause :).

    @Pottkieker
    ja, tom postet nur so viel, daß ich gar nicht hinterherkomme. - ich bin auch insgesamt so lange auto gefahren, wie ich dort zeit verbracht habe, aber ich MUSSTE dort hin. neugierde ruft. vielleicht gibts so was ja auch mal in deiner nähe?

    @thg
    gern geschehen! :)

    bei mir ist das mit der grabpflege so, daß ich z.b. bei meinen eltern eher nicht in der nähe des friedhofs wohnen werde, so daß ein - wenn auch vom gärtner in schuß gehaltenes - grab nur wenige nicht allzu nahe stehende personen interessieren würde... meine eltern stimmen mir da zu bzw. haben das von selbst gesagt. und da ich höchstwahrscheinlich keine kinder bekommen werde, ist das bei mir 'noch schlimmer' --> definitiv anonym, aber mit 'ortsbezeichnung'. und eichhörnchen :)!

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  5. rebhuhn: Na gut, ne Platte mit meinem Namen is okay. Stimmt, muss ja irgendwo stehen, wo ich geblieben bin. Aber bitte schlicht. Und das Eichhörnchen können wir uns ja dann teilen! ;)

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  6. klar schlicht:

    rebhuhn
    * blabla
    t blabla

    reicht :).

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  7. Ich habe kurz darüber nachgedacht ebenfalls zu dem Tag der offenen Tür zu gehen, hab mich dann aber doch für 's Arbeiten in der Agentur entschieden (klingt doof, war aber so.) Evtl. wäre man sich da mal über den Weg gelaufen. Erkannt hätte man sich wahrscheinlich nicht, aber hinterher drüber lachen können.
    "Weiste noch damals, als wir uns nicht gesehen haben..." *kicher*).
    Wie kommst du eigentlich so spontan nach Darmstadt? Ich dachte du wohnst eher weiter weg?

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  8. ... und ich dachte nicht, daß du hier [noch] liest :) - willkommen! ja, das wäre in der tat witzig gewesen. und ich mußte ca. eine stunde fahren, genauer aufenthaltsort nur per mail :P, falls gewünscht.

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Wenn du nicht kommentierst, wozu habe ich dann 'nen Blog? :D