8. Juni 2010

stolz und wut

eine kleine episode aus dem orchester. wer lust hat, liest's, wer nicht, nicht. auch gut.

ich bin wirklich sehr, nein: sehr stolz auf mich, daß ich heute in einer orchester-dominanz-situation nicht die wahrheit gesagt habe,
..., obwohl es mir schon seit semestern unter den nägeln brennt. - ..., obwohl sie alle durcheinander bringt mit ihrem nachzieh-echo und ihrem nicht vorhandenem rhythmus-gefühl. - ..., obwohl sie meinte, daß sie das doch lieber in der ganzen gruppe klären will als unter vier augen - wo ich extra allein zu ihr gegangen bin, damit das keiner mitbekommt. - obwohl die anderen auch schon etwas grinsen mußten, weil es einfach so eine überreaktion von ihrer seite aus ist. - ..., obwohl sie für ihre gut 20 jahre mehr lebenserfahrung sehr kindisch implizit mit dem fuß gestampft und mit orchesteraustritt gedroht hat. - ..., obwohl ich mir extra das harte 'verarschen' gespart habe und auf 'vergackeiern [wiktionary]' ausgewichen bin, woraufhin sie 3 minuten später 'verarschen' zu mir hin gespuckt hat. - ..., obwohl sie jetzt im endeffekt fast zu 100% ihren willen bekommen hat [es geht um einen physischen halben meter sitzplatzwechsel!!!!1elf]. - ..., obwohl es einfach mein gutes recht gewesen wäre.

ja, darauf bin ich stolz, und die anderen haben hinterher zu mir gesagt, daß sie auch überrascht waren und mir das hoch anrechnen, weil sie eben auch an mehreren stellen gedacht haben, daß es zuviel ist und ich gleich platzen würde und es einfach rauslasse. nichtsdestotrotz bin ich immer noch genauso wütend wie vorhin - ich muß bloß daran denken, wie sich ihr gesicht verhärtet und sie einfach niemandem mehr zugehört und sich wie eine alternde diva verhalten hat. und ich muß mich ducken. unglaublich, eigentlich. was mache ich da bloß...

ps: Tag 8 – Ein Buch, das dich an einen Ort erinnert: ok, hier schumm'le ich mal ein bißchen und mach's einfach andersrum. so richtig ist mir auf die frage nach intensivem nachdenken [= nach 2 minuten ^^] nichts eingefallen... also erzähle ich nur mal eben kurz, daß ich laut meines 'dates' [das im übrigen wirklich keins war :)] von gestern in einer straße wohne, die genausogut in hobbingen liegen könnte :D. die buchempfehlung ist demnach... : the hobbit or there and back again von j.r.r. tolkien [amazon.de]. tolles buch, viel besser als die langweiler-trilogie. ihr wißt schon. [alle stöckchenteile hier] aber auch das hindert mich jetzt leider nicht daran, noch ein bißchen wütend zu sein!!!1elf

11 Kommentare:

  1. Respekt!
    Mein Vater (der als Lehrer auch nicht jeden Deppen verhauen durfte) hat sich zu diesem Zweck einen Punchingball gekauft, vielleicht wär das was für dich?
    Wie ist denn da die offizielle Politik: wenn so jemand SOWOHL unangenehm ALS AUCH nicht besonders qualifiziert ist, wäre dann ihre Drohung, das Orchester zu verlassen, sooo schlimm? ;-)

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  2. stelle mir dieselbe frage wie madove...das macht sicher überhaupt keinen spass mit so jemandem was klären zu müssen...

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  3. Die Wut verraucht (bzw. ist das hoffentlich mittlerweile schon?) - auch wenn es noch so verführerisch ist, ihr nachzugeben. Das Zurückhalten hat dir nicht nur den Stolz eingebracht (der ja dauerhafter sein kann), sondern auch Respekt. Finde ich fair, da mehr für zu bekommen - das Platzen zu vermeiden kostet nämlich gut Kraft.

    Wenn ich solche Gefühlsdoppelmixdinge mit Wut und Stolz habe und die Wut nicht weggeht und verhindert, dass ich mich freuen kann, backe ich Brot. Das Teigkneten überlebt Wut bei mir nie.

    Der Frage, ob es denn so ein großer Verlust für's Orchester wäre, kann ich mich nur anschließen.

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  4. Einerseits: Ja, ganz allgemein. Der Wut freien Lauf zu lassen, führt oft zu destruktiven Ergebnissen, sowohl bei mir als bei den anderen, und befreit bzw. befriedigt mich nicht wirklich. Besser die Sache mit Zeitverzug und klarem Kopf angehen, wenn die Wut verraucht ist. Nur: Ist Deine Wut verraucht? Anscheinend nicht.

    Darum andererseits: Nein, in diesem speziellen Fall gehört die Wut raus, und zwar sofort und ohne diplomatische Verzögerung. Wieso? Weil das rhythmische Defizit Deiner Kollegin sich auf das gesamte Orchester und sein Spiel hochgradig destruktiv auswirkt; von der Freude am Spiel will ich gar nicht erst anfangen. Weil ihr rhythmisches Danebenliegen das lebendige, gemeinsame Pulsieren des Orchester'körpers' stört und durcheinanderbringt. Weil es nichts gibt, was einen Musiker rasender macht als fehlende rhythmische Kompetenz. Ich betone: zu Recht rasend, denn würde es ihn nicht zur Raserei bringen, wäre er ein genauso schlechter Musiker wie die herumschrammelnde rhythmische Analphabetin.

    Anders gesagt, ich halte es für ein sehr gesundes Zeichen, dass Du kochst vor Wut. Weil da jemand etwas kaputt macht (völlig wurscht ob mutwillig oder unbewusst), an dessen künstlerischer Gesamtgestaltung Du beteiligt bist. Du wärst ja krank, würde Dich das nicht auf die Palme bringen.

    Hm, bisschen lang geworden der Kommentar...Dein Post hat einen Zentralnerv bei mir getriggert ;).

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  5. schon mal vielen dank - das hilft mir sehr, daß ihr so ausführlich darauf eingeht. ich werde auch noch differenzierter antworten, habe aber leider vor ~23 uhr keine zeit dazu... bis dann also :).

    und gern noch mehr kommentare!! jede meinung bringt mich voran... ^^

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  6. Ich schließe mich Mrs. Mop an. Für ein Orchester ist das Zusammenspiel das Wichtigste. Also bringt Zurückhaltung in diesem Fall wohl nur ein Immerwiederkehren der Wut, da sich neue Anlässe ergeben - oder?
    Wäre es da nicht besser, die Wahrheit zu sagen, auch auf die "Gefahr?" hin, dass sie geht?
    Schwierig, schwierig...

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  7. Schön, dass du nun bewiesen hast, dich zusammenreißen zu können. Das kann ein persönlicher Erfolg sein.
    Aber: Wut ist eine große Kraft, mit der man eine Menge bewirken kann, nutze sie, so lange sie vorhanden ist. - Mir gefällt der Kommentar von Mrs. Mop! Überleg's dir...
    Lieben Gruß

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  8. oh neiin. ich hatte hier einen wirklich ausführlichen kommentar hingetippselt, über den ich mir so richtig viele gedanken gemacht habe, - sogar so viele, daß er dann gar nicht gespeichert war, als ich auf veröffentlichen geklickt hatte. man. jetzt ist es 3.05 und ich gehe ins bett. sorry. morgen dann nochmal, irgendwann. jedenfalls DANKE an alle, es ergeben sich schon konsequenzen aus euren kommentaren :).

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  9. auf ein neues.
    madove, ich habe früher immer auf einen torso im instituts-fitneß-raum gehauen und den gekickt - leider isser wech... und nein, für's orchester wäre es nicht soo schlimm, aber die politik geht in richtung 'wir sind dankbar für jeden!'. früher gab's nur wenig geigen und sie war immer konstant dabei und übt auch ordentlich. so jemanden kann man nicht einfach auf diese art und weise gehen lassen, das würde ein eher schlechtes gefühl hinterlassen, glaube ich.
    smilla, nein, wahrlich nicht. und ich habe auch einfach noch superwenig übung darin, was es nicht leichter macht!
    Katja, verrauchen ist leichter gesagt, als geschehen ^^ - wenn ich daran denke, kommt es sofort alles wieder hoch. :-/ und verlust siehe oben..
    Mrs. Mop, danke für den ausführlichen kommentar!! ich glaube, wir haben die empfindsamkeit an der gleichen stelle :). ich werde entweder am WE mit ihr reden, da ist nämlich probenwochenende des orchesters, oder [so mein dirigent sich noch zurückmeldet] ihr vorweg eine mail schreiben, in der ich ihr [vielleicht nett] erkläre, wie das mit ihrem rhythmus so ist. problem: sie ist wirklich eine von denen, die ausdauernd üben und auch fast immer da sind - eine der konstanten, die man in so einem orchester irgendwie schon braucht. dazu sind ja auch alle anderen nicht unbedingt genies, die üben auch alle wenig bis gar nicht ^^... sie hat halt nur eine besonders auffällige art. - jetzt interessiert mich aber sehr, wie zentral der nerv da wohl ist!! :D
    dervomlande, immerwiederkehren ist richtig, läuft ja schon lange so.. ich will mal versuchen, ihr das zu verklickern, siehe oben, aber jemanden deswegen gehen zu lassen ist schon auch irgendwie doof. :-/
    Gudrun, mir hat rausgelassene wut bis heute leider nur schlechtes gebracht. ehrlich. deswegen konnte ich das in meiner offiziellen funktion auch so gerade noch unterdrücken - es ist schon eine schwierige suppe...

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  10. "vielleicht nett" ist gut :). Ich finde es auch mit am schwierigsten, jemandem auf nette, freundliche, höfliche Weise klarzumachen, dass sein Verhalten mich aggressiv macht. Ich selber bekomme vitale, kaum aufschiebbare Mordgelüste, wenn einer den Rhythmus verhaut (bin perkussiv unterwegs), und es kann mir tagelang die Stimmung verhageln, wenn das Fiasko regelmäßig, das heißt erwartbar passiert.

    Wie heißt es so schön? Sei hart in der Sache und fair im Umgang. Klingt gut. Ist schwer. Vor allem, wenn sich (siehe Dein aktueller Post) neues Ungemach abzeichnet. Ich wünsche Dir Gelingen.

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  11. Mrs. Mop, danke - leider ist die person dieses WE und die folgende probe nicht da, ich schleppe es also noch ein wenig mit mir herum. noch dazu sind eben [wie im anderen post beschrieben] ungeheuerlichkeiten dazu gekommen, so daß 'nett' in immer weitere ferne rückt. aber das ganze macht mich schon auch traurig.. der empfehlungsspruch ist gut, das werde ich mal heute nacht in mein hirn einfräsen lassen... :).

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Wenn du nicht kommentierst, wozu habe ich dann 'nen Blog? :D