1. September 2019

Verhandlungssache.

Ich bin etwa 15 und gefühlt King Louie an meiner Schule, kenne alle und jeden und helfe regelmäßig 2x die Woche in der großen Pause im neuen Schulkiosk aus. Am Kiosk Sachen verkaufen = keine eigene Pause haben. Ich esse also in der Stunde danach einfach kurz zu Beginn mein Pausenbrot und mache während der Kaupausen [wie immer] aktiv am Unterricht mit. In Deutsch gab es vor kurzem die mündlichen Noten des Viertelhalbjahres, ich hatte eine 2+ bekommen - insofern war das für mich tutti.

Eines Tages sieht mich aber die Deutschlehrerin an, wie ich so still am Kauen bin ... und rastet völlig aus: "Das ist eine FRECHheit, hier im Unterricht zu essen, dazu gibt es PAUsen! ..." etc. pp. Ich dachte echt, mich tritt ein Pferd! "Aber Frau H., ich mache das doch immer donnerstags, das stört doch keinen, außerdem war meine mündliche Note neulich doch völli" NEIN, bei Frau H. im Kopf war kein Durchkommen, sie schimpfte munter weiter. Ich hatte keine Lust dazu: "Können wir das nicht vielleicht zu zweit in der Pause klären? Ich höre jetzt auf, zu essen." Ja, immerhin dazu war sie bereit.

Nach dem Gong ging ich also zu ihr und erzählte ihr von meiner großen Pause im Schulkiosk, die für das Schulbrot nicht nutzbar war und von der daraus folgenden Notwendigkeit, in den ersten Minuten der Stunden danach mein verdammtes Klappbrot zu essen. Naja, ohne "verdammt". Coolerweise sah sie das ein [!] und eröffnete die nächste Deutschstunde mit einer Ansage [!] , in der sie mir als Ausnahme das Essen meines Brotes in den ersten 10 Minuten erlaubte [!].

Ich zehre heute noch von dem Triumph und freu mich häufig darüber, dass ich mit mehr Alter tatsächlich noch immer besser im ruhigen die Leute aus ihrer Aggrozone-holen werde.

Ich muss mich mal wieder beschweren.

[September 2019: Das ist Jahre her, ich hatte offensichtlich das Veröffentlichen nach dem erprobten über-Nacht-reifen-lassen vergessen]

[Wer Zahnarztphobie hat, liest das vielleicht besser nicht, denn es ist ein recht detaillierter Bericht.]

Weil ich noch was zwischen den Zähnen hatte, prökelte ich mir mit dem Zeigefinger hinten oben im Mund rum. Plötzlich ertastete ich einen Hubbel außen am Oberkiefer: schmerzfrei, aber doch deutlich da. Nach wenigen Sekunden meldete mir mein Hirn, dass das direkt über dem bereits mehrfach wurzelbehandelten und resektionierten Zahn war! Alarmstufe rot, super, danke, ich weiß Bescheid. Man hatte mir nämlich damals gesagt, nach der REsektion käme nur noch die EXtraktion, das ex steht dann leider für "raus". Hrmpf.

Das war gestern Abend [Freitag], also bin ich erst heute morgen zum Notzahnarzt gegangen; die hat mich allerdings absolut nicht überzeugt. Schlimmer, ich hab danach erstmal geflennt und während der Behandlung [zum ersten Mal in meinem Leben] nachempfinden können, wie es Angst-Patienten beim Zahnarzt wahrscheinlich geht: handlungs- und optionsentbunden. Dazu noch schlecht versorgt. Und das ging so:

Ich wartete ewig. Das fand ich nicht schlimm, schließlich war die Ärztin nur mit einer Helferin am Gange und das Wartezimmer proppevoll. Anfangs füllte ich die Anamnese aus [welche Krankheiten, schwanger ja/nein, Allergien etc.] und hatte ansonsten Spaß mit dem aktuellen Spiegel und meinem Handy [wiki und Twitter]. Aber während ich so mit den anderen wartete, fiel mir auf, dass tatsächlich die Türen zu beiden Behandlungszimmern weit offen standen und wir alle gezwungen waren, jedes Wort, jedes Bohren, einfach alles aus den jeweils stattfindenden Untersuchungen und Behandlungen mitzuhören [WTF]. Ich kann das nicht ab, es gibt ja auch so etwas wie die Schweigepflicht! Zum einen möchte ich nicht, dass das gesamte Wartezimmer meine Zahnprobleme kennt, zum anderen möchte ich nicht die Probleme anderer kennen müssen - und noch dazu ist es für Leute mit Angst/Panik ja eventuell noch zusätzlich schwieriger als eh schon, wenn bereits vor der eigenen Behandlung der Bohrer bei anderen sirrt.

Nachdem ich zum blauen Zimmer geführt und auf dem Stuhl positioniert wurde, wartete ich noch ein Weilchen, das war aber gänzlich unspektakulär und somit nicht weiter beschreibenswert.

Die Ärztin kam herein und trug Gummihandschuhe und Mundschutz [lobenswert, aber waren die Handschuhe frisch? Who knows...], die Assistentin war ohne unterwegs. Sie schauten beide in meinen Mund und die Ärztin stocherte ein bisschen am Oberkiefer herum. "Oh, ja, das müssen wir röntgen. Sind Sie schwanger?" Offensichtlich hatten beide meine Anamnese nicht gelesen [WTF], in der auch so wichtige Dinge wie meine Penicillin-Unverträglichkeit und die Frage nach der Schwangerschaft abgehandelt waren. Na gut. Rein ins Röntgen, die Assistentin fragte MICH, ob es gepiepst = der Apparat geröntgt hat [WTF] und wir gingen nach meinem "Ja." wieder in das blaue Zimmer, ich auf den blauen Stuhl. Alle außer mir verschwanden.

Nach mittellanger Wartezeit kam die Ärztin allein rein und fing einfach mal an: "Das schneide ich auf." Sie holte eine Spritze, spritzte die Luft aus der Nadel und mir tropfte dabei ein Schwall Narkotikum auf den rechten Handrücken. Ich wischte mir die Hand an der Hose ab, da tropfte es gleich nochmal, diesmal auf meinen Bauch/Pullover. Sie hat das nicht einmal bemerkt [WTF]. Ich hatte den Mund [subjektiv] voll mit Narkosemittel. "Kann ich spülen?" "Oh, ja klar, ich war gerade abgelenkt... " [WTF] Und wieder raus war'se.

Und wieder rein [natürlich bei offener Zimmertür]. Erneut fing sie einfach an, ohne mir irgendwas zu sagen - was sie tut, mit welchen Sachen und wie und warum und überhaupt. Ich lag da mit offenem Mund, wurde vom Licht krass geblendet und beschloss, dass das nun nicht auch noch sein muss: "Können Chie die Lamke ein gisschen tiefe schkellen? Ich kang chonst die Augen ni auflassen, gas glendet cho." Sie lachte belustigt: "Ach, einige wollen gar nicht gucken...", aber immerhin stellte sie die f*cking Lampe runter. Sie hat dann meinen Oberkiefer nicht mit so'ner Kompressenrolle [kennt'er?] trockengelegt, nicht mit dem Luftblasdings Speichel weggetrocknet und auch nicht alles immer offengelegt gelassen, sondern die Lippe einfach zurückgeflappt und zwischendurch was anderes gemacht. Nobody knows.

Die Arzthelferin kam rein und hielt mir endlich den Sauger - das war bitter nötig; anscheinend schnitt die Frau Dr. schon länger, der Geschmack war nämlich 1A Blut. Ich durfte dann zusätzlich noch schön anderer Leute Atem riechen, denn wie gesagt: kein Mundschutz bei der Arzthelferin und Mundatmung bei mir gerade nicht en vogue. Das war echt unsuper. Die beiden taten dann gemeinschaftlich mir unbekannte Dinge an meinem Kiefer und die Ärztin ging quasi schon raus mit den Worten: "Ich habe Ihnen einen Streifen drübergemacht. Sie kommen morgen wieder, dann wechseln wir." Ich war völlig verwirrt. Streifen? Sowas wie ein Pflaster? Und wie hält das dann, außen an meinem Kiefer? Und... äh: "Muss der Zahn dann raus, jetzt, wo er sich wieder entzündet hat?" "Neinnein, wenn das nicht immer wieder losgeht, kann der drin bleiben." ACH. WAS. [WTF]

Ich merkte, dass ich den ganzen Ekel-Seiber trotz Absaugens noch im Mund hatte und fragte: "Darf ich das ausspucken?" "Neinnein, nicht spülen, das ist nicht gut für die Wunde!" "Äh, ja - deswegen ja auch spucken - ich würde gern einmal ausSPUCKEN!" "Achso, klar, das geht... " Eine Serviette oder sowas bekam ich aber nicht. [Ich spare mir mal das WTF...]

Ich fragte die Helferin nach dem Vorgehen - letzten Endes stellte sich heraus, dass die Ärztin einen Mullstreifen in der geschnittenen Öffnung platziert hatte, damit das offen bleibt und eventuell noch Eiter abfließen kann. Diesen Streifen sollte ich bitte morgen [Sonntag] wechseln kommen, am Montag dann damit zu meinem Zahnarzt gehen. Nichts! lieber! als das!1elf

Extended Reading

Ich war zweimal für eine Woche in dem gleichen Center Parc. Nicht, wie man vermuten könnte, als Kind, sondern während des Studiums [ich war ~22], mit meiner Freundin und ihrer ausgeweiteten Familie bestehend aus ihren Eltern [Ende 4o], ihrer Schwester [14], dem Bruder der Mutter und dessen Frau [ebf. Ende 4o] sowie deren Sohn [19]. UND ES WAR GROSSARTIG!

Das ist ja nun sage und schreibe schon mehr als 1o Jahre her und ich weiß gar nicht mehr genau, wann wir was und wie in welcher Abfolge genau gemacht haben, aber an die entspannte Stimmung erinnere ich mich noch sehr gut. Wir haben uns trotz [oder wegen?] des unterschiedlichen Alters alle super verstanden und sind bzw. waren, so höre und staune, ALLESAMT Leseratten. Wo gibt's denn sowas? :D

Der Urlaub bestand denn auch in schöner gelebter Ritualität aus dem gemeinsamen Frühstück, dann Gang nach Canossa in die Glaskuppel [wer Center Parcs nicht kennt, kann sich hier [centerparcs.de] kurz einschwingen], Belagerung des schönsten, für unsere Gruppengröße geeigneten Liegenplatzes unter Palmen, Verteilen des Lesestoffs und einer ersten Runde Plantschen. Dann kollektives Lesen. Was war das scheeeee :)!!

Bei akuter Wasserlust trennte sich dann und wann eine oder einer von der Gruppe, mal allein, mal gesammelt und gehäuft - und wie das ja quasi DAS Merkmal einer gut funktionierenden Gruppe ist, war es [zumindest mir] immer total egal, wer dann mitkam, wenn ich fragte. Hat ja alles mit jeder Spaß gemacht! Hachja. Und wenn ich zurückkam, haben alle immer noch... gelesen. Ich glaube, dieser Punkt teilt meine Leserschaft jetzt in "Boah, laaaaaaaaangweilich, Alde!" und in "Cool! Hört sich geil an." - oder? Für mich war's der Himmel.

Abgesehen davon haben wir eigentlich nichts unternommen. Ich war vielleicht nochmal unter der Höhensonne [jaja, ich war jung und brauchte die Bräune -.-] und wir haben so'nen komischen Animations-Abend mitgemacht, Flamenco und so, Center Parcs halt.

[Bisher unveröffentlichtes und unbeendetes Fragment]