Meine erste Reaktion auf die Neuigkeit, dass Trump Präsident geworden ist, war rein physischer Natur: Mir sind sofort die Tränen gekommen und mein Hals hat sich zugeschnürt. Es hat sich angefühlt, wie sich vermutlich ein Schlag in den Solarplexus anfühlen mag. Leider war die Situation eine sehr unpassende, denn am 10.11. um kurz vor 9 war ich beruflich auf einer Messe und erfuhr die unangenehme Tatsache auf unserem Stand aus einem Nebensatz in einem Gespräch zwischen KollegInnen. Ich stammelte noch "Entschuldigt mich, ich muss mich mal kurz sammeln...", wanderte ein paar Minuten mit schlierigen Augen durch unsere Halle und
mantra-te [wiki] dabei innerlich in einer Tour "Weinen ist jetzt
wirklich nicht sinnvoll!" vor mich hin.
Bis heute kommen mir, wenn ich über das ganze nachdenke, häufig die Tränen - und ich kann immer noch nicht ganz fassen, was genau es ist, das mich
ganz persönlich dabei so sehr aus der Bahn wirft. In erster Linie ist es vermutlich die moralische Aussage, die dahinter steht, wenn eine Mehrheit eines derartig weltpolitisch bedeutsamen Landes sich für jemanden wie Trump entscheidet. Einen, der völlig sorglos mit der Wahrheit umgeht. Einen, der, egal zu welchem Thema eine auch recherchiert, fast nur aus Schießwunden in seinem eigenen Knie durch seine eigene Waffe ausgeführt zu bestehen scheint.
An der Spitze der USA nun [
bald] ein Mensch, der,
wenn man ihn ernst nimmt, rassistisch, frauenfeindlich, generell xenophob und in eigentlich allen Belangen mindestens unpassend ignorant ist, oder der, wenn man ihn eben
nicht ernst nimmt und entschuldigt, offensichtlich nur sehr selten genau weiß, was er heute meint oder gestern gesagt hat oder morgen sagen will - und man ihn daher eigentlich nicht respektieren oder ernst nehmen kann, was dann schon eine Tautologie ist und --ich hör ja schon auf.
"Liebes Kind, dieser Mann ist unser Präsident, der trägt das höchste Amt im Staat. Du darfst nicht heute dies und morgen etwas anderes sagen, aber bei ihm finden wir das in Ordnung!"
Ich weiß
wirklich nicht, was davon nun schlimmer ist; oder ob nicht doch das schlimmste die Tatsache ist, dass so wenig AmerikanerInnen wählen gingen wie noch nie.
Oder, dass jetzt so gut wie alle mir zu erklären versuchen, dass ich wirklich keine Angst haben muss, weil der Demokratie-Wall um die Politiksphäre der USA eben mit Sicherheit hoch und breit genug sei, als dass Trump so bald [in <4 Jahren] darin nicht allzu tiefe Furchen wühlen können werde. Ich glaube das nicht.
Es ist so tragisch, dass Clinton tatsächlich in [Volks-] Stimmen
mehr Wähler auf sich vereinen konnte als Trump. Und dass sie bei dieser Wahl mehr [Volks-] Stimmen auf sich vereint hat als jeder vorige US-Präsident mit Ausnahme von Obama.
PS: "Kann ich das wirklich machen?" Ja. Mein Leben. Mein Blog. Meine Regeln. Meins.