2009, also in einem Land vor unserer Zeit, in dem ich noch ziemlich aktiv in der Gegend herumbloggte, schrieb ich auf, wie ich mir mein Leben in 2019 vorstellte [ohne zu gendern und mit sonstigen Ausfällen, aber naja, man entwickelt sich halt auch weiter]. Wenn ich mir das heute so durchlese, stelle ich erfreut fest, dass mein tatsächliches Leben in 2021 eine Mischung aus der realistischen und der träumerischen [und ein bisschen auch der furchtbaren...] Variante ist:
Ich wohne mit dem Mann in Hannover in einem mich sehr zufrieden machenden, 70er-Jahre Reihenbungalow mit Garten in einem schönen Stadtteil mit top Grün-Nähe. Bei meinem zweiten Arbeitgeber arbeite ich seit einiger Zeit wieder nur noch 4 Tage die Woche in einem [nicht mehr ganz mittelständisch zu nennenden] Unternehmen als Leitung und gleichzeitig als Fachvertrieblerin eines [sehr] kleinen Geschäftsbereichs - was herausfordernd ist, mich aber aktuell nicht wirklich befriedigt. Weil ich häufig Überstunden mache und mich das nervt, habe ich seit einigen Monaten einen [befristeten] Zusatzvertrag über eine Teilzeit von 87,5%, was 35h und damit wenigstens die Auszahlung eines Teils dieser Überstunden bedeutet. Das wird mir allerdings langsam echt zu anstrengend... Wir haben keine Kinder, sondern endlich Katzen und das ist noch superer als gedacht! Ich habe seit 2017 nebenbei mit überwiegend großem Spaß Wirtschaftspsychologie studiert und jüngst als Mistress of Science abgeschlossen, mache [daher?] aber überhaupt keine Musik mehr. Mit meinem Schlaf [Qualität und Pensum] und der Ernährung bin ich 100% zufrieden, das Bewegungs-/Gesundheitsthema hat mit der Masterarbeit arg gelitten und kommt erst so langsam wieder in Schwung, sowohl physisch als auch psychisch betrachtet. Alles in allem 2 bis 2-, würde ich sagen, also gut - und ausbaufähig.
Kommen wir nun zur nächsten Dekaden-Vorhersage - mein Leben in 10 Jahren [ich bin dann also 49] ...
in der furchtbaren Variante:
Der Vermieter hat Eigenbedarf angemeldet, daher ist wieder unschönes Wohnen ohne Garten und Umgebungsgrün angesagt, weil der Markt hier ganz schön hart und unsere Anforderungen hoch sind. Ich bin immer noch und mittlerweile sehr unzufrieden beim gleichen Arbeitgeber, muss wieder 100% arbeiten und automatisiere also weiterhin die kapitalistische und smarte Welt. Ich bereue es, keine Kinder zu haben, bin gleichzeitig aber für eine Adoption nicht mehr flexibel genug. Nach Corona hab ich den Freundeskreis nie wieder hinbekommen und versauere in meinem eigenen Denksumpf. Meine Augen und der Nacken sind so schlecht, dass ich auf keinem Medium anständig lesen und auch nicht mehr schreiben kann; Sport und Ernährung sind auf präpandemisch schlechtem Niveau und das Gewicht sogar weit darüber. No music anywhere, nur Abgestumpftheit.
in der realistischen Variante:
Ich wohne [wir] im gleichen Umfeld, vielleicht sogar noch im Bungalow und gehe immer weitere Strecken zu Fuß. Meine Arbeit ist ok im Sinne von "Sowohl Inhalt als auch Ausmaß schaden weder mir noch der Welt", ich treffe mich regelmäßig mit Freund*innen und habe diversen Austausch. Ausmaß und Art von Ernährung sowie Bewegung verhandle ich beständig neu mit mir selbst, dann und wann gibt es Highlights wie zum Beispiel einen guten Step-Aerobic-Kurs. Die nächsten Tierheim-Katzen sind eingezogen, Garten und Haus sind in Schuss und tun uns gut.
in der träumerischen Variante:
Wir haben den Bungalow gekauft und vernetzen die Nachbarschaft mit einem monatlich offenen Tisch am Samstag. Ich arbeite in Branchen, die im weitesten Sinne die Welt verbessern und das bei einem oder mehreren Arbeitgeber*innen, die Lernkultur schätzen und fördern. Dabei gebe ich nicht nur Wissen weiter, sondern lerne selbst ständig und viel dazu. Das Auto brauche ich kaum noch, auch der/die Arbeitsweg[e] gehen überwiegend ohne, ich bin täglich und viel draußen. Es gibt weibliche und andere, nicht cis-männliche Menschen in meinem Alltag und [Arbeits-]Umfeld, der Freund*innenkreis besteht [endlich wieder] aus allen Altern von 20 bis 70. Ich arbeite an meinem dritten Buch, bin topfit und habe für alle altersgemäßen Malessen einen guten Workaround erarbeitet, vor allem im eigenen Kopf. Mein kreatives Schaffen bereichert mich und ist ein großer Teil meines Lebens... und ob schreibend oder musizierend, alles vibriert vor Resonanz im Rosa'schen Sinne [buchkatalog.de].
PS: Mit so'nem Psychologiestudium im Hinterkopf und einer aktivierten Portion Selbstreflektion ist ja schon das Schreiben eines solchen Artikels aufschlussreich... wovon handeln die Varianten jeweils hauptsächlich und warum ist das so? Welche Variante bereitet die meisten Schwierigkeiten beim Schreiben und ist am wenigsten konkret ausgestaltet, und ja, auch hier: warum ist das so? Ach, ach. Sollte Könnte Hätte Würde Los geht's!
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