31. Oktober 2024

Fragment ohne Titel [2021-10]

"Bearbeitung" einer Aufgabe zum assoziativen Schreiben aus Stephen King's Buch On Writing [2000].

Lächerlich. Alle meine Fotos sind weg?! Nicht im Ernst. Dir zeig ich's, jetzt erst recht.

Weiter, immer weiter, Treppe Stufe Boden. Langsam, langsamer. Halt. Atmen. Still. ... FIIIIIIIIIIIIIIIUIUIUIUIUIUIUIUIUIUIUIUIUIUIUIIIIIIIIIIIIT!!!1 mit abruptem Ende; gefolgt von Stille, again.

„Jana? Bist du das?“ Leise und ängstlich, der Ton reicht gerade um die Ecke in den Flur zu mir. Wie immer. „Na klar, wer sollte das sonst sein!? Oder wen erwartest du Sau?“ Gleich mal Fronten klären. „Und seit wann trinkst du abends was anderes als Bier, sondern setzt dir 'nen Kessel für TEEWASSER auf?!“ Ich prophezeih' euch von hier aus, dass er mit zusammengezogenen Schultern vor dem Herd steht, die Hände abgestützt, frozen, Kopf gesenkt. Klamotten à la mittelalter Geschichtslehrer aus dem 20. Jahrhundert, fifty shades of beige. Uuuuund yes, da steht er, genau wie beschrieben. Immerhin ist es heute keine Cordhose.

„Was willst du hier.“ Tja, warte nur ab, „Das wüsstest du wohl gern, kann ich mir vorstellen. Sag ich aber nicht, merkste gleich. Lass mich mal da ran.“ Allein schon, wie er zur Seite geht; könnt ich nachschubsen, hab direkt Wuchtpotential im Ellenbogen, … aber das kommt später dran. Erst mal was futtern.

„Hast du Eier da? Ich mach' uns Omelette und dann essen wir. Scheiße man, wo ist die große Pfanne hin??“ Alles raus oder wie, Fotos, Pfannen, am Ende noch der Pizzaste - ach nee, da isser. Immerhin. „Da.“ Seine Hand mit dem Finger zittert in Richtung der unteren großen Schublade, ich fass' es nicht, alles wie immer, echt mal jetzt. „Setz' dich an den Tisch und halt die Klappe, bis ich hier fertig bin.“

Interessiert ja auch keinen, warum bin ich zurück, tja, wie und warum und wer, scheißegal, und gleich geht’s hier so richtig los. Geil. But first things first. Erstmal Eier … Oliven … Tomaten... häh wo sind die hin? Ach da. - Nichts ist so gut wie perfekt stockendes luftiges Omelette, ich kann's noch. Bittedanke, gern geschehen.

„Hier, done. Iss das jetzt. - Guck mich doch wenigstens mal richtig an! Feigling. - Sind noch Klamotten von mir oben, ich hab keine gefunden?“ „Nee.“ „Wie, nee??! Spinnst du, wo ist das Zeug??“ „Weg.“ Oh man, ich RAFF's nicht! „Wegen so'n bisschen Beef haust du alles raus? Na danke. Immerhin hab ich überhaupt gar keine Frauensachen oben gefunden; dein Glück.“ „...“ Sprachlos, immer sprachlos – oder wenigstens einsilbig, langweilig und leer und fad. Einzig diese aus den gekrempelten Hemdsärmeln rausguckenden Unterarme, die machen mich schon wieder fertig. Nicht zu lang hingucken jetzt, Fokus!

„Was willst du hier.“ „Du wiederholst dich, man.“ „Jana, was willst du hier? Was wird das? Ich find' das nicht witzig!“ „Schon klar, geht aber gar nicht immer um dich, Überraschung. Wir haben noch was offen, kommst du drauf?“ „... ich dachte, … echt? Du willst... können wir das nicht anders“ „NEIN!! Ich hab so lange gewartet, wir machen das heute, genau das, nich' wann anders, sondern jetzt.“

Muss ich mich auch noch rechtfertigen, so weit kommt's noch, ey. Stocher stocher Gabel Ei, als ahnt' er schon, wie das gleich abgeht, BÄM. Und so scheiße schmeckt das Omelette echt nicht, „Gib mir deins her, ich glaub's ja nicht, hab ich dir den Appetit verdorben oder was?!“

„Bitte, Jana, lass uns reden, das ist ne vollkommen hirnrissige Idee, wir können uns nich'“ „DOCH. Können wir. Und wie! Du gegen mich, Regeln normal, wer gewinnt, kriegt Nell. Warum ist sie eigentlich nicht hier, wo hast du sie abgeladen?“ Typisch, hauptsache Ruhe, allein, er und sein Bie achnee, ist ja jetzt Tee, anscheinend, was für ein Loser, echt. Aber gut, geht ja um was. Und besser, wenn sie nicht sehen oder hören muss, wie ich ihn fertig mache.

„Jana... sie ist auf 'nem Geburtstag … ich hol sie in 2 Stunden wieder ab.“ „Schreib mir die Adresse auf, dann regel' ich das. Gewinn' ja sowieso, nä?“ Ha, das wird SO gut! Sagt halt nix, der Sack, aber gut, schreibt immerhin was auf den blöden Zettel. Zitternd! Oh man. „Na los, und jetzt geht’s raus, hier isses viel zu voll. Wo hast du die Figuren, oder sind die auch schon nicht mehr da?!“ „...“ Schon wieder kein Wort, nur diese kugelrunden Augen mit viel Weiß und der immer unsichere Mund, „Alter, man, mach' hinne, LOS JETZT!!1“

Draußen Nieselregen, genauso trüb wie dieser Typ, genauso energieraubend, aber HAH, meine Wut ist noch da, mein Antrieb brummt, die Finger kribbeln … ich kann noch, und wie, dich pack ich allemal. Wirst schon sehen. Wenn ich bloß endlich diese kack Figuren finde! - … Schuppen? Schuppen. Genau, vielleicht sind die unter den Tapeziertischen, boah, wie krass voll ist das hier denn geworden, dabei war ich doch nur 3 Wochen weg?!

„Kannst du mir mal sagen, was das soll?! Wo finde ich die scheiß Plastikdinger, wolltest du sicherstellen, dass ich dir nie wieder eins damit überziehen kann oder was?!“ Keine Reaktion, natürlich, das einfachste ist immer Schulterzucken oder gar keine Reaktion... aber vielleicht sind sie ja hinterm Tischtennistisch, was für ein Wort übrigens, egal, weg damit, MAN - „WO SIND DIE SCHEIßTEILE HIN????!!“

Ich dreh noch durch. Kann der Mann nicht wenigstens EINmal vernünftig kommunizieren, bevor's ans Eingemachte geht?! Oder will er etwa im Gegenteil heimlich MIR von hinten damit ... – nee, oder? Moment, wo is'er – WOW. Ich raff's nicht. Der ist einfach WEG?! Abgehauen??! Tatsache, keiner da, hinter mir, neben mir, niemand zu sehen, kein Geräusch, nur leere Marmeladengläser im Karton, die anklagend nicht klirren, weil er sie nicht zum Einkochen benutzt. So ein Scheiß. Ausfall des Schlachtfelds, nix mehr mit den Instrumenten der Demütigung, stattdessen Suche nach der verlorenen Person oder was?! Ich brech' ab.

„Ey, wo rennst du hin, du spinnst wohl, abhauen gilt nicht; lass uns das doch endlich mal bis zum Ende durchspielen, ich glaub', es hackt – NA WARTE!!1“ Jetzt auch noch rennen, ÄT-zend - ich dachte, wir tragen das aus wie echte Menschen, so'ne scheiß Verfolgungsjagd ist doch was für Kleinki AUa!! Boah, tut DAS weh!

Ich hab keine Lust mehr. Ich habe keine LUFT mehr! Einfach hier sitzen bleiben... - dieser dreckige scheiß Schlauch, immer liegt der quer hier rum. OK, mal wackeln, Fuß noch dran? Scheint so. Aber kacke, ey, der ist jetzt bestimmt schon über alle Berge, obwohl, das Auto hat noch nicht gemuckst, oder isser zu Fuß abgezischt? Kann ich von hier aus ja nich' sehen, aber aufstehen... nee, das läuft nicht. Mist. MISTMIST!

OPEN END.

 

1. September 2024

Geliebter Zusammenhang. - Eine Ode an Die Herrlichkeit von Struktur.

[Edit 2024: Dieser Post wurde im Juli 2022 gestartet.]

Bei den häufig phantastischen PHDcomics gibt es diesen einen, in dem sinngemäß deutlich gemacht wird, dass die große Kunst bei einer Dissertation eben nicht unbedingt darin liegt, drei bis fünf Jahre lang etwas zusammenhängend durchdachtes zu tun und das dann aufzuschreiben, sondern überraschenderweise eher darin, im Nachhinein und kurz vor Schluss die diffus wabernden Arbeiten und Ergebnisse der zurückliegenden Jahre in eine konsistente und kohärente wissenschaftliche Form zu gießen. [Wer diesen einen Comic findet und mir schickt, bekommt ein Eis!]

 EDIT 19.09.: Hannes did it! \o/ Cecilia's Thesis [phdcomics.com]

Um das zu können, bedarf es natürlich eines gewissen Überblicks. Und der ist nicht unbedingt ein "Sehen von Allem", wie ich lange dachte und was auch in diesem hervorragenden, aus meiner heutigen Sicht allerdings eher Neurodiversität denn Wissenschaft an sich beschreibenden, Abstruse Goose-Comic angedeutet wird [Klick führt zur hochauflösenden Originalversion - edit 2024: leider nein, hier steht die Begründung, warum nicht]:

Das ist aus meiner Sicht exakt vergleichbar mit dem "mindful vs. mind full"-Comic, also dem Achtsamkeitsgedanken; und dann wird auch deutlich, dass es eben rein gar nicht wissenschaftlich ist, überall alle Grundlagen, Zusammenhänge und Hintergründe an allem zu "sehen", all the time. Dann würde eins nämlich kirre. Aber diese Grundlagen, Zusammenhänge und Hintergründe zu kennen, das ist der Schlüssel. Gern so weit/groß wie möglich, aber eben immer ausgerichtet an den Gitterlinien, den Grundzügen, kategorisiert nach den definierenden Elementen.

Und so startete ich diesen Blogeintrag mit dem Gedanken im Hinterkopf, einen Post über natürliches Kacken zu schreiben, darin auf Haustiere und deren Futter zu referenzieren und die [nicht-] Parallelen unseres Verhaltens den Tieren vs. uns selbst gegenüber herauszuarbeiten, scheiterte dann aber daran, dass ich dazu

[Edit 2024: Wir werden nie erfahren, woran ich damals scheiterte. Veröffentlicht hab ich es jetzt trotzdem mal.]

P. S.: Falls ihr euch das auch fragt, gestelzt und klugscheißerisch erzählen konnte ich offensichtlich schon auf der Kassette, die ich meinen Großeltern im Alter von fünf Jahren zu Weihnachten '86 aufgenommen habe: "... nun gebt mal fein acht!" ist zum Beispiel eines der Highlights darauf, gleich zu Beginn.