an einem mittwoch, es ist 11:53, ich hatte mir freigenommen, um für die letzte klausur zu lernen. zur erholung und abwechslung fuhr ich kurz mit der bahn nach linden und holte im lieblingsbuchladen annabee das buch für das lesedings ab.
dann via REWE nach hause. an der kasse zwei
lange schlangen, draußen bullenhitze, drinnen klimaklima [sic]. alle
stehen geduldig und schweigend an, dann öffnet sich eine 3. kasse. wir
strömen. kleine pferdeschwanz-frau in capris, sneakers, mit stramm
gegurteter bauchtasche, rucksack und basecap bulldozert von direkt hinter mir halbrechts ellenbogig an
mir vorbei, ihre resolute bugwelle drängt mich zur seite und ich muss
fast lachen: "müssen sie sich unbedingt vordrängeln?!" keine reaktion.
ich, immer noch irgendwie amüsiert: "na, das war aber SCHON ein bisschen dreist, wa?" sie dreht sich um, schießt mir einen blick: "ich
habs eilig, ich muss zur ARbeit - und sie?!!" blick von oben nach unten über mein sommer-outfit bis zu den orangen zehenschuhen,
dann triumphierend: "nach hause, wie's aussieht.", mit all der
verachtung der arbeitenden klasse, die sie im REWE zur mittagszeit gerade so finden konnte.
und dann die krönung: "wer zuerst kommt, mahlt zuerst, wissen sie?" in meinen augen war das die innere heimliche
einsicht über die unkorrektheit ihres verhaltens, aber ach. herrje.
da
konnte ich also gar nichts mehr darauf antworten, was nicht mega-unverschämt
gewesen wäre [ihr wollt meine ideen nicht hören, glaubt mir], daher entschied ich mich, nur noch zu lachen, weil das ja auch
immer noch in mir blubberte. zu ihr dann nur: "hauptsache, SIE behalten ihre
laune." "DAS ist für mich KEIN problem." säuerlich und vor allem immer noch:
bierernst. ICH hingegen musste während der restlichen wartezeit ständig wieder kichern, das hat sie aber ignoriert.
als
ich rauskam, sah ich gerade noch, wie sie mit beiden armen steif rechts
und links wedelnd energisch ihre schritte beschleunigend ein älteres ehepaar beim
von rechts überholen anschnitt, um über den zebrastreifen zu ihrer bahnhaltestelle und ihrer arbeit zu kommen.
boah ey.
ps: das interessanteste an dieser ganzen geschichte ist allerdings das gefühl, das sie mit ihrer verachtungshaltung mir gegenüber, die ich nun MEINE verachtung mit aller macht heruntergeschluckt hatte, in mir erzeugt hat.
29. Juli 2018
20. Mai 2018
DER isch a Atzt?!
Vermutlich geschrieben in 2015, soeben auf meinem Laptop wiedergefunden.
Wo soll ich anfangen? Bei seinem Titel, der Dr.-Ing. lautet und mich eine Millisekunde lang skeptisch, aber dann mich selbst wegen Vorurteilen maßregeln machte? Fand ich dann [so als Mathematikerin -.-] ja auch irgendwie cool, einen promovierten Naturwissenschaftler als Hausarzt zu haben.
Ich könnte auch vom extrem tiefen schwarzen Riesensessel erzählen, der im Wartezimmer neben seinem Sofa-Pendant mit dem Gebahren eines schwarzen Lochs alle meine Körperspannung bei Kontakt sogleich verschlang. Dabei ist der Herr Dr. zusätzlich Chiropraktiker; ich verstehe nicht, wie gerade die immer solch unbequeme Sitzmöbel für ihre Kunden beistellen können.
Oder vielleicht fange ich doch besser bei seinem Hinweis vom ersten Besuch an, im FOCUS hätte im April 2014 gestanden, dass zusätzliche Gaben von Zink in Überdosierung bei viralen Erkrankungen das Immunsystem stärken würden - weswegen er mir Zinkbrausetabletten aufschrieb, nachdem ich vom kranken Bürokollegen erzählte?
Aber allein schon die Frage "Wollen Sie es mit einem Antibiotikum versuchen?" macht mich rasend, innerlich. Was weiß denn ich, "Wer hat denn hier Medizin studiert, ich oder Sie?!1elf" und so weiter. Naja, hoffentlich hat er, der Doktor Ingenieur. Als ich nach einem Bluttest fragte, mit dem man ja rausfinden kann, ob eine Erkrankung bakteriell ist oder nicht, redete er ausweichend vor sich hin und schloss dann mit "Das ist auch immer Ermessenssache, wir können es ja erstmal ohne probieren." Denn:
Ich sagte es mehrfach und recht deutlich, ich wollte kein Antibiotikum. Warum? Ich habe dann sofort anderswo Probleme, sei es mit den Zähnen [wiederaufflammende Entzündungen, my ass] oder ihr-wollt-gar-nicht-wissen-wo. Abgesehen davon, dass mich dieses ganze Über-Antibiotisieren und -Betäubungsspritzen der Menschheit ganz generell tierisch aufregt; ich errege mich jetzt zugunsten dieses Textes aber mal nicht weiter.
PS: Er verschrieb mir dann etwas, von dem ich [zu seinem Glück erst zu Hause!!] herausfand, dass es ein Lokal-... Antibiotikum ist. Meine Fresse, ey.
Wo soll ich anfangen? Bei seinem Titel, der Dr.-Ing. lautet und mich eine Millisekunde lang skeptisch, aber dann mich selbst wegen Vorurteilen maßregeln machte? Fand ich dann [so als Mathematikerin -.-] ja auch irgendwie cool, einen promovierten Naturwissenschaftler als Hausarzt zu haben.
Ich könnte auch vom extrem tiefen schwarzen Riesensessel erzählen, der im Wartezimmer neben seinem Sofa-Pendant mit dem Gebahren eines schwarzen Lochs alle meine Körperspannung bei Kontakt sogleich verschlang. Dabei ist der Herr Dr. zusätzlich Chiropraktiker; ich verstehe nicht, wie gerade die immer solch unbequeme Sitzmöbel für ihre Kunden beistellen können.
Oder vielleicht fange ich doch besser bei seinem Hinweis vom ersten Besuch an, im FOCUS hätte im April 2014 gestanden, dass zusätzliche Gaben von Zink in Überdosierung bei viralen Erkrankungen das Immunsystem stärken würden - weswegen er mir Zinkbrausetabletten aufschrieb, nachdem ich vom kranken Bürokollegen erzählte?
Aber allein schon die Frage "Wollen Sie es mit einem Antibiotikum versuchen?" macht mich rasend, innerlich. Was weiß denn ich, "Wer hat denn hier Medizin studiert, ich oder Sie?!1elf" und so weiter. Naja, hoffentlich hat er, der Doktor Ingenieur. Als ich nach einem Bluttest fragte, mit dem man ja rausfinden kann, ob eine Erkrankung bakteriell ist oder nicht, redete er ausweichend vor sich hin und schloss dann mit "Das ist auch immer Ermessenssache, wir können es ja erstmal ohne probieren." Denn:
Ich sagte es mehrfach und recht deutlich, ich wollte kein Antibiotikum. Warum? Ich habe dann sofort anderswo Probleme, sei es mit den Zähnen [wiederaufflammende Entzündungen, my ass] oder ihr-wollt-gar-nicht-wissen-wo. Abgesehen davon, dass mich dieses ganze Über-Antibiotisieren und -Betäubungsspritzen der Menschheit ganz generell tierisch aufregt; ich errege mich jetzt zugunsten dieses Textes aber mal nicht weiter.
PS: Er verschrieb mir dann etwas, von dem ich [zu seinem Glück erst zu Hause!!] herausfand, dass es ein Lokal-... Antibiotikum ist. Meine Fresse, ey.
8. März 2018
alles immer in der mitte
[Es handelt sich hier um einen Text, den ich im September 2017 schrieb, in einem Ordner mit dem Titel Braindump speicherte - und heute wiederfand.]
ein jurist ist 2012
zu gast bei lesch&co zum thema “wahrheit und gesetze” [youtube.com], es geht u.a.
um den streit zwischen naturalisten und positivisten [vgl. naturrecht
vs. rechtspositivismus,
diese und alle nicht gek. links: wikipedia.de]: “[…] und wie
immer liegt die wahrheit natürlich in der mitte!”,
behauptet der da einfach.
mein erster gedanke
bei diesem nebensatz: tut sie das? immer?! liegt wahrheit bei allen
großen und sich widersprechenden theorien etc. immer irgendwo
dazwischen, im ungefähren, verwaschenen?
die erfahrung mit
streitenden menschen, zB nachbarn oder liebespaaren, suggeriert zwar
irgendwie, dass das richtig sein könnte, aber schon beim thema
“sklaverei – yay or nay?” gilt das zumindest heute [und dem
selbstverständnis als aufgeklärtem westlichen menschen nachfolgend]
ganz und gar nicht mehr.
exkurs:
einer meiner professoren für wirtschaft erläuterte neulich und als
exkurs [haha!] das konzept der doppelten freiheit [nach marx]. laut
ihm gilt das auch für die heutigen arbeitnehmer =lohnarbeiter, die
ja art/ort und lohn der arbeit selbst bestimmen und aushandeln
müssen. er hat klar gemacht, wie das ganze im endeffekt dazu führt,
dass “wir” im durchschnitt mehr als 40h und idR nicht für uns
selbst arbeiten, häufig unsicher beschäftigt sind und dabei auch
noch verantwortlich dafür, eine solche arbeit überhaupt zu finden.
- es lohnt sich, mal den artikel lohnsklaverei
mit der gegenwart als leitszenario im hinterkopf [minijobs
und armutsgrenzen etc.] zu lesen.
und in der politik
gilt das mit der mitte mMn auch nicht. klar muss qua definition in
einer demokratie [! demos=volk, kratos=herrschaft] die wie auch immer
gebildete leitherde aus politikerInnen [=regierung] eine
mehrheitsmeinung des volkes abbilden, aber genau die liegt
doch nicht bei allen themen justemang
[plattmakers.de] in irgendeiner [“gemäßigten”, wenn ich das
schon höre...] mitte? klar, die ist schwammig genug, um häufig eine
mehrheit auf sich zu vereinen, aber das ist ja etwas völlig
anderes.
um zur ausgangsfrage
zurückzukommen:
es ist kompliziert,
aber: nein. bei eigentlich allen themen ist populismus,
also verwässern, unnötiges und gefärbtes simplifizieren keine gute
lösung. und wie meike lobo einmal in einem ihrer artikel mit dem
titel Wer
sind eigentlich "die da oben"? festgestellt hat, bedarf
es nicht eines gequirlten reduzierten durchschnitts der vorhandenen
komplexität, sondern einer fundierten, sachlichen, öffentlichen und
vor allem für alle verständlichen auseinandersetzung mit den
[politischen/gesellschaftlichen] sachverhalten.
in diesem sinne
würde ich gern weitermachen/-denken. meike stößt das in ihrem
artikel ausdrücklich an, aber nachdem ich die kommentare nochmal
gelesen hab, bin ich in etwa genauso weit wie zuvor. auch: nützt
information allein überhaupt etwas, kann das was bewegen?
PS:
ach, und “es wird
zuviel verrechtlicht” - auch eine interessante aussage im o.g.
video. da sitzt also ein wissenschaftler/jurist und beschwert sich
bei der bzw. über “die politik”, dass sie sich um ggf.
schwierige, unpopuläre entscheidungen herumdrückt und diese auf das
bundesverfassungsgericht abwälzt. guter gedanke zum weiterdenken,
finde ich.
PPS:
im verlauf des
lesch&co-gespräches geht es dann auch um das thema
sachverständige. juristen sind doch irgendwie [sehr vereinfacht
ausgedrückt!] diejenigen, die ausgebildet sind, strittige sachlagen
im gültigen rechtsrahmen neutral zu bewerten. dass sie diese aufgabe
in einer immer komplexer werdenden welt mit exponentiell ansteigendem
wissen [oder besser: mit immer ausgestalteteren theorien…] nicht
ohne inhaltliche fachberatung ausüben können, ist offensichtlich. genau dazu gibt es sachverständige
für alle möglichen themen, und hier kommt noch eine völlig aus dem
zusammenhang gerissene anekdote:
ich spielte in kaiserslautern mit einem streichquartett/-quintett auf vielen verschiedenen veranstaltungen, und einmal landeten wir auf etwas, wo auch frischgebackene “sachverständige schimmelpilz” ihre urkunden erhielten. wir saßen während der verleihung, also vor unserem auftritt und entsprechend noch etwas nervös, mit dem gesicht zum publikum in einem halbkreis auf der bühne – und mussten leider wahnsinnig lachen ob der skurrilität, und auch wegen der tatsache, dass es anstelle einer medaille oder ähnlichem einen [physischen] stempel zur urkunde dazu gab. versteht man jetzt im nachhinein natürlich schlecht, war aber situationskomik vom feinsten.
ich spielte in kaiserslautern mit einem streichquartett/-quintett auf vielen verschiedenen veranstaltungen, und einmal landeten wir auf etwas, wo auch frischgebackene “sachverständige schimmelpilz” ihre urkunden erhielten. wir saßen während der verleihung, also vor unserem auftritt und entsprechend noch etwas nervös, mit dem gesicht zum publikum in einem halbkreis auf der bühne – und mussten leider wahnsinnig lachen ob der skurrilität, und auch wegen der tatsache, dass es anstelle einer medaille oder ähnlichem einen [physischen] stempel zur urkunde dazu gab. versteht man jetzt im nachhinein natürlich schlecht, war aber situationskomik vom feinsten.
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