7. Oktober 2013

Ein Mittag.

Mittlerweile denke ich, dass ich ein bisschen seltsam bin. Oder werde. Man liest das ja immer so in Büchern, dass Protagonisten sich von der Welt dissoziiert fühlen und Situationen dann zynisch-sarkastisch aus sich selbst heraus [überaus unterhaltsam für die Leserin] in sich selbst kommentieren. Nun, das hat sich bei mir auch so eingeschlichen in letzter Zeit. Bloß, dass ich keine Protagonistin im eigentlichen Sinne bin.

Ein Beispiel, damit ich's mir später auch glaube [und weswegen das Thema just so übermächtig in meinem Kopf aufgeploppt ist]:

Ich habe mit großem Vergnügen und Bedauern In Plüschgewittern von Wolfgang Herrndorf zu Ende gelesen. Die Sprache von Herrndorf ist sowieso genau meins, und in diesem Buch ist der Held auch noch so furchtbar sonderlich authentisch… Echt super. Hab's gestern angefangen und heute beendet, quasi in einem Rutsch.

Weil ich nunmal gern meine Ruhe habe, wenn ich lese, bin ich auf der Arbeit zum Mittagessen in die 3. Café-Bar ‚oben links’ gegangen. [Derer gibt es eben drei und wir sind ca. 3oo Leute im Institut. Heimsuchungsfrequenz kann sich also jede lebhaft ausmalen.] Hab’ den Zwiebelkuchen vom gestrigen Event in die Mikrowelle getan und vorher schon mein Buch und den Pott mit dem Kaffee an den bevorzugten Platz am Tisch gelegt. Das mit der Mikrowelle wollte nicht so ganz, ich hatte schon fast wie ein richtiger Panzerknacker alle Reihenfolgenkombinationen von Wattzahltaste, Uhrdrehrad und Startknopf durchprobiert - zum Glück rettete mich eine, die vorbeikam und sagte Es geht doch eiigentlich ganz einfach? … - und so ging es denn auch. Tse.

Gut, ich setzte mich also ziemlich genau zwei Minuten später mit heißem, aber matschigem Zwiebelkuchen [Mikrowelle!] an meinen Platz am Tisch und fing an, zu essen und zu lesen. Kollegen kamen dann und wann in Grüppchen rein, holten Kaffee, schauten herüber, sagten nichts, gingen in oder zu Gruppen wieder raus. Ein anderer setzte sich neben mich und aß seinen Mikrowellenfr äh, sein Essen, guckte nicht, sprach nicht mit mir, kein Mahlzeit!, nix - aber als er nach ~2o Minuten fertig war und ging, sagte er Tschüß. - witzig, oder?!

Auch aus meiner Abteilung kam eine mit anderen vorbei. Normalerweise isst ‚man’ bei uns entweder in der Kantine oder wie im Jugendzeltlager am runden Tisch mit vorigem Supermarkt-Einkauf oder aber zumindest als Halb-Spalter mit anderen Leuten aus anderen Abteilungen irgendwo anders im Institut. Die Verhaltensweise Sozialnerd [essen vor dem Monitor bei geschlossener Bürotür] wird selbstverständlich auch stillschweigend toleriert. Aber der Blick, der mich heute traf - ich bildete mir die Bände ein, die im Stillen gesprochen wurden.

Und dann musste ich auch noch dann und wann beim Lesen schmunzeln oder gar lachen, weil es ZU gut geschrieben war… Und fühlte mich innerhalb dieser ganzen Nerds so furchtbar noch-ganz-anders-nerdig und überhaupt. - Ob das jetzt ausreichend mein inneres seltsam-Gefühl beschreibt?

Hm.

PS: Gibt es eigentlich gute Rezepte mit viel Baileys? Ich habe da was loszuwerden.

6 Kommentare:

  1. Rezept muss, also so richtig mit komplizierter Zubereitung? Mag ich eigentlich am liebsten auf Eis. Oder im Kaffee. Und auf Obstsalat auch.

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    1. Das Problem ist: Ich mag Baileys nicht so gern *g. Jedenfalls nicht pur. Ich erhoffe mir vom Rezept ein Verschmelzen des Geschmacks mit den anderen Zutaten... aber Kaffee ist schonmal 'ne gute Idee!

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  2. Der Zwiebelkuchenmann8.10.13

    Mach das da (und gib mir was ab!):
    http://www.chefkoch.de/rezepte/480411142070873/Baileys-Pralinen.html

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    1. Gute Idee - geht klar. Kann dir nur noch nicht sagen, wann genau... allerdings mach' ich dann gleich die doppelte Menge, sonst geht da ja nix wech!

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  3. Anonym9.10.13

    Ich bin eigentlich meist sozialkompatibel. Aber manchmal will ich auch nur meine Ruhe haben. Gerade mittags, und gerade dann trifft man immer irgendwen.

    Und dann das Gefühl, sich in einem guten Buch zu verlieren... da bin ich für die Lebensrealität manchmal auch nicht ansprechbar.


    Kurz gesagt: ich finde das Verhalten nachvollziehbar ;)

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    1. Sehr beruhigend ;). Und willkommen hier!

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